Hohe Armut im Mittelalter
Für die gesamte Epoche des Mittelalters gilt, dass ein hoher Anteil der Bevölkerung in bitterer Armut lebte. Zu den verschiedenen Strategien, der Armut zu entkommen, zählten das Betteln und räuberische Überfälle.
Die Schere zwischen Arm und Reich klaffte weit auseinander. Nach unserer heutigen Definition von Armut, die besagt, dass derjenige als arm gilt, dessen Einkommen unterdurchschnittlich ist, kann das Mittelalter jedoch nicht betrachtet werden. Denn seinerzeit litt die Mehrheit der Bevölkerung häufig unter existenziell bedrohlichen Lebensumständen, sodass Armut die Regel und nicht die Ausnahme war. Verregnete Sommer, Missernten und Krankheiten konnten schnell in den Ruin und in ausweglose Situationen führen. Zahlreiche Tagelöhner, die von der Hand in den Mund lebten, bevölkerten die Städte ebenso wie Bettler. Um den Armen ihr Schicksal etwas zu erleichtern, gab es die Institution des Almosens, die dem Gebot der Barmherzigkeit folgte. Vor allem auf den Märkten der Städte und vor den Kirchen waren Bettler anzutreffen. Erfolg versprechend waren für sie vor allem die Sonntage, wenn die Menschen aus den Kirchen strömten und durch Mildtätigkeit für ihr eigenes Seelenheil sorgen wollten.
Einige Bettler versuchten die Höhe der Gaben zu beeinflussen, indem sie Entstellungen wie etwa fehlende Glieder simulierten oder streunende Kinder auflasen, denen sie Verstümmelungen zufügten, um sie sodann für eine höhere Ausbeute gezielt einzusetzen. Andere Methoden, die Armut zu überwinden, zeigten sich in der Bildung von organisierten Banden, die versuchten, durch Verbrechen ihren Lebensunterhalt zu sichern. In Paris war die Kriminalitätsrate besonders hoch. Vorzugsweise begingen die Banden die Delikte im quartier latin, da dieses Viertel der Gerichtsbarkeit der Kirche unterstand. Wurden sie dort einer kriminellen Handlung überführt, konnten sie mit milderen Strafen rechnen als unter weltlichem Recht.
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