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Rolandslied

Das Rolandslied ist das bekannteste der französischen Heldenepen des Mittelalters. Das Werk behandelt die Kriege Karls des Großen gegen die Ungläubigen und ihre Christianisierung. Der Hof des Kaisers lag zwar in Aachen, zugleich gilt der Franke aber sowohl als Begründer Frankreichs als auch Deutschlands. Aus diesem Grunde reklamierten Franzosen und Deutsche das Rolandslied im 19. Jahrhundert als Nationalepos für sich. Roland wird darin als Kämpfer geschildert, der an der Seite des Herrschers streitet und sein Leben heldenmütig für die Sache opfert. Es existieren nur sieben Handschriften und drei Fragmente des Epos, obwohl es sich insbesondere durch seine hohe Bedeutung und seinen außerordentlichen Einfluss auf andere Werke auszeichnet. Die älteste überkommene Handschrift, die Oxford Bodleian Digby 23, verkörpert zugleich die heute anerkannte gültige Version der Dichtung. In dem zwischen 1130 und 1170 verfassten Werk wird ein Kleriker namens Turoldus als Autor genannt, von dem heute angenommen wird, dass er in Umlauf befindliche mündliche Überlieferungen schriftlich fixiert hat. Der Kern der Erzählung gilt jedoch als Jahrhunderte älter.

Historische Basis des Epos

Den historischen Hintergrund des Heldenepos bildet die Vernichtung der Nachhut des Heeres Karls des Großen in den Pyrenäen durch baskische Krieger im Jahre 778. Einhard, der Biograph Karls, widmet sich diesem Ereignis beiläufig und entschuldigt die Niederlage in seiner um 835 fertiggestellten Vita Karoli Magni nur flüchtig. Roland wird von Einhard nicht erwähnt, auch andere geschichtliche Quellen erweisen sich dahingehend als wenig aufschlussreich, ob er tatsächlich als ein dem Herrscher ergebener Held angesehen werden kann, der diesen bei seinen südfranzösischen und spanischen Kriegszügen begleitete. Nicht zu klären ist die Frage, ob der in einer Lorscher Urkunde von 772 als Zeuge erwähnte Graf Rotholandus mit jenem Roland gleichgesetzt werden kann, den Einhard unter den Toten der besagten Rückzugsschlacht in Spanien nennt. Der Wunsch, die nicht immer ruhmreichen Kämpfe Karls in Spanien und Südfrankreich zu rechtfertigen, und das Fehlen historischer Quellen zu Rolands Wirken führten zu einer zunehmenden Legendenbildung. So wurde Roland zunächst mit der Idee des Gottesstreiters verbunden und später als Kreuzzugsritter idealisiert. Auf diese Weise entwickelte er sich zu einer Identifikationsfigur für den Adel. Die Legende erweiterte das historische Ereignis und gestaltete es als Aufruf zum Kampf gegen die Sarazenen, dessen Zielsetzung es ist, die Ungläubigen zum Christentum zu bekehren.

Charakteristische Merkmale des Epos

Der heftige antiislamische Impetus des Rolandsliedes kann als Reflex auf den ersten Kreuzzug gedeutet werden. Das Epos schildert die Christen durchgängig auf der Seite des Rechts, während die sogenannten Heiden, die Muslime, stets als im Unrecht befindlich beschrieben werden. Dabei zeichnet das Werk die muslimische Gesellschaft als negatives Spiegelbild der christlichen, indem beispielsweise die Behauptung aufgestellt wird, dass die Muslime Götzen anbeten würden. Ein weiteres charakteristisches Merkmal des Epos zeigt sich in der Darstellung der Protagonisten, die lediglich als Typus fungieren und eine ausgefeilte psychologische Ausformung vermissen lassen. Insgesamt schildert das Rolandslied eine reine Männergesellschaft. Während des gesamten dramatischen Verlaufs der Erzählung werden lediglich zwei Frauen am Rande erwähnt. Eine davon ist Rolands Verlobte Aude, die stirbt, als sie bei Karls Rückkehr nach Aachen von Rolands Tod erfährt.

Der Kern des Epos

Nach sieben Jahren Krieg gegen die spanischen Sarazenen hat Karl der Große alle Gegner bis auf König Marsile besiegt und die in dessen Besitz befindliche Stadt Saragossa eingenommen. In der Hoffnung auf Abzug des fränkischen Heeres unterwirft sich der Sarazene zum Schein und verspricht, zum Christentum zu konvertieren. Er plant jedoch, das Heer Karls während des Rückzugs über die Pyrenäen am Gebirgspass von Roncesvalles in einen Hinterhalt zu locken. Karl berät das auf einer List beruhende Friedensangebot mit seinen Edlen. Sein Schwager Ganelon stimmt dafür, während dessen ungeliebter Stiefsohn, Karls Neffe Roland, sich vehement dagegen ausspricht und für die Fortsetzung der Kampfhandlungen plädiert. Der kriegsmüde Karl entscheidet jedoch, das Angebot Marsiles anzunehmen. Roland schlägt daraufhin mit ironischem Unterton vor, seinen Stiefvater zu den Verhandlungen mit den Sarazenen zu entsenden.

Verrat durch Ganelon und Tod Rolands

Obwohl Ganelon zuvor als Fürsprecher des Friedens auftritt, zeigt er sich nun sehr erzürnt über Rolands Vorschlag und die Art und Weise, wie er diesen vorträgt. Er vermutet, sein Stiefsohn wolle ihn ins Verderben stürzen, und schwört ihm Rache. Es gelingt Ganelon, dafür zu sorgen, dass Roland das Kommando über die Nachhut des Heeres erhält. Ganelon verbündet sich nun mit Marsile und seinen Truppen und überfällt Roland gemeinsam mit den Sarazenen. Olivier, der Freund Rolands, drängt angesichts der prekären Lage darauf, das Heer Karls zu Hilfe zu rufen. Olivier nimmt im Epos eine zentrale Rolle ein, denn er verkörpert das Prinzip der Besonnenheit, während Roland draufgängerischen Heldenmut symbolisiert. Er versucht, Roland zu überzeugen, das Horn Olifant zu blasen und Karl damit ein Signal zu geben, dass Unterstützung erforderlich sei. Doch dieser weigert sich in falschem Stolz und sieht die Bitte um Hilfe als Gefahr für seine Ehre an. Erst als die Franken ob der sarazenischen Übermacht in eine ausweglose Situation geraten, lässt sich Roland von Bischof Turpin überzeugen, das Horn zum Einsatz zu bringen. Doch Karl ist zu weit entfernt, um rechtzeitig eingreifen zu können. Nach heldenhaftem Kampf stirbt Roland als letzter Überlebender seines Heeres einen übermenschlichen Tod. Sein Blick folgt den Sarazenen, die vor den Truppen des nun heraneilenden Karls die Flucht ergreifen. Roland beschwört Vaterland, Familie und Lehnsherrn und entbietet seinem Schwert Durendal einen letzten Gruß. Er stirbt und die von Gott ausgesandten Erzengel Gabriel und Michael tragen seine Seele in den Himmel.

Karls Rache und Verurteilung Ganelons

Karl nimmt daraufhin Rache an den Sarazenen. Am Fuße der Pyrenäen schlägt er Marsiles Heer vernichtend. In der anschließenden Schlacht bei Saragossa eilt der Emir Baligant Marsile mit einer riesigen Streitmacht zu Hilfe. Trotz der Übermacht dieses Heeres geht Karl auch aus diesem Kampf als Sieger hervor. Mit Unterstützung eines Engels überwindet er Baligant höchstpersönlich im Zweikampf. Saragossa wird eingenommen und die Bevölkerung der Stadt unter dem Motiv der Nächstenliebe zwangschristianisiert. Die Franken ziehen ab und kehren zurück in ihre Heimat. In Aachen wird Ganelon des Verrats angeklagt. Da seine Schuld als erwiesen gilt, unterliegt sein Verteidiger im dramatisch geführten gerichtlichen Zweikampf. Ganelon wird zum Tode verurteilt und hingerichtet. Karl, der nun als ein des Kampfes müder Herrscher geschildert wird, erscheint der Erzengel Gabriel, der ihm bedeutet, dass jetzt nicht die Zeit sei, zu ruhen, und ihn auffordert, weitere Befreiungskriege gegen die Ungläubigen zu führen.

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