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Die Christianisierung im Frühmittelalter

Als Keimzelle des Christentums gelten die Jerusalemer Urgemeinde und palästinensische christliche Gruppierungen in Judäa und Galiläa. Die frühen Christen sahen sich jedoch der Verfolgung durch jüdische und römische Behörden ausgesetzt, sodass es zu einer ersten Auswanderungswelle kam. Zugleich fühlten sich die Christen durch die Verfolgung bestärkt, ihre Missionierungsarbeit in den Gebieten fortzusetzen, in die sie geflohen waren. Einen gewaltigen Aufschwung nahm das Christentum durch die Lehre einiger Missionare, die als Apostel bezeichnet wurden. Des Weiteren begünstigten die Bedingungen, die das Römische Reich bot, den unaufhaltsamen Aufstieg des Christentums. Zur Zeit der sogenannten „Konstantinischen Wende“ im Jahre 311 repräsentierte es im Römischen Reich einen Bevölkerungsanteil von etwa 15 %. Durch das starke Anwachsen der wohl erst nur zur Unterschicht und unteren Mittelschicht gehörenden Christen gelangte Kaiser Konstantin der Große zu der Überzeugung, dass die christliche Minderheit zukünftig eine bedeutsame Rolle als geistige und politische Kraft spielen würde. Nach der „Konstantinischen Wende“ stieg die Zahl der Christen in hohem Ausmaß. Kaiser Theodosius I. der Große erklärte das Christentum 380/381 zur Staatsreligion.

Christianisierung zur Zeit der Völkerwanderung

Während das Byzantinische (Oströmische) Reich trotz der Wirren der Völkerwanderung eine Art Staatskirchentum (Cäsaropapismus) etablieren konnte, sah sich der Westen des römischen Imperiums stärker mit den Auswirkungen der Völkerwanderung konfrontiert. Nach 476 geriet Rom unter germanische Herrschaft. Mit der Eroberung christlicher Gebiete hatten die Germanenstämme das Christentum weitgehend angenommen, allerdings in der arianischen Form. Diese sah Gott zwar als allmächtigen Schöpfer an, stufte Jesus Christus jedoch nicht als Sohn Gottes ein, sondern als den von Anbeginn der Zeiten an existierenden eigentlichen Gott. Erst mit der Taufe des Merowingerkönigs Chlodwig 498/499 und seiner Hinwendung zum katholischen Glauben fiel eine für Europa wichtige Entscheidung zugunsten der lateinischen Form des antiken Christentums, die die Dreifaltigkeit von Vater, Sohn und Heiligem Geist propagierte.

Missionierung unter Augustinus

Im Abendland entwickelten sich die Prinzipien der Missionierung erst allmählich. Kirchenvater Augustinus ordnete völlige Gewaltlosigkeit im Dienste des positiven Missionsziels an, nur zugunsten des negativen Missionsziels (Zerstörung von Kultstätten und Kultobjekten wie etwa „heiligen“ Bäumen) ließ er Gewalt zu. Der Markstein für den Übertritt zum christlichen Glauben war das Sakrament der Taufe, das als Rechtsakt galt und die Unterstellung unter die kirchliche Disziplinargewalt bedeutete. Augustinus wünschte, dass die Täuflinge möglichst vollständig über die Lehren der christlichen Kirche unterrichtet wurden und der Eintritt in die Kirche auf uneingeschränkter Freiwilligkeit beruhte.

Papst Gregor der Große

Unter Gregor dem Großen (590 - 604) änderten sich die Methoden der Kirchenlehrer, um die Missionierungssziele zu erreichen. Die Allmacht Gottes sowie die Furchbarkeit seines Gerichts standen nun im Vordergrund. Vor allem das Schreckensszenario des Jüngsten Gerichts sollte einen Anreiz bieten, sich mit dem Akt der Taufe unter den Willen Gottes zu unterwerfen. Der Übertritt zur Kirche galt zwar nach wie vor als freiwillig, jedoch waren bei zu langem Zögern Papst Gregor der GroßeRepressalien vorgesehen, die letztlich sehr weit gehen konnten. Die differenzierten Vorgaben der Theologen hatten im Vulgärchristentum kaum Bedeutung, sodass der Bekehrungszwang unter Todesdrohung durchaus übliche Praxis war.

Aufleben spätantiker Tradition unter den Karolingern

In der Spätantike fungierte der Herrscher auch als oberster Missionsherr. Wegen der Schwäche und schließlich des Ausfalls des Kaisertums im Westen des Römischen Reichs kam dieses Faktum lange Zeit nicht zum Tragen. Unter den Karolingern wurde diese Tradition bewusst erneuert und häufig mit der Patenschaftsbindung zwischen Kaiser und neu bekehrtem König besiegelt. Das Papsttum trat als Missionsleiter erstmals deutlich erkennbar unter Papst Gregor dem Großen bei der Missionierung der Angelsachsen in England in Erscheinung. In Ländern wie Pannonien (Balkangebiet) und dem Großmährischen Reich (Ungarn, Polen, Mähren) traf der päpstliche Anspruch auf das Eigenstreben nach Unabhängigkeit beispielsweise vom Fränkischen Reich oder von deutschen kirchlichen Instanzen.

Konkurrenz der weltlichen und geistlichen Herrscher

Weltliche, kaiserliche und geistliche, päpstliche Ansprüche traten bei der Missionierung in Konkurrenz zueinander wie etwa bei der Gründung von Bischofssitzen und Erzbistümern. Die Konzeption vom Kaisertum als Missionsleiter erlosch wohl erst im 12. Jahrhundert, obwohl der Einfluss neuer, an das Papsttum gebundener Orden (Zisterzienser, Prämonstratenser und später Franziskaner sowie Dominikaner) außerordentlich groß war. Fundamental blieb die gleichzeitige Ausbreitung von Christentum und Bistumsorganisation – wichtig vor allem für die feste Bindung der Weihegewalt an den bischöflichen Rang. Diese förderte auch die Gemeindebildung als Basis für die missionarische Nachbearbeitung in der Pastoralseelsorge.

Abstrafungen für Abweichler vom christlichen Glauben

Bewaffnete Übergriffe auf Abweichler vom christlichen Glauben befürwortete Augustinus lediglich in solchen Fällen, bei denen er das in Gefahr sah, was er selbst unter einer wahren Kirche verstand. Erste greifbare Vorstellungen über den Einsatz kriegerischer Mittel im eigentlichen Missionswerk entwickelte Gregor der Große, ohne dabei offenbar Gedanken an den möglichen Missbrauch zu verschwenden. In einem solchen sogenannten Missionskrieg war vorgesehen, die heidnische Obrigkeit durch eine christliche zu ersetzen, um unter deren Schutz eine friedlich-kirchliche Missionierung ausüben zu können. Damit waren im Völkerrecht gerechte Kriegsgründe eingeführt, die allein gegen Heiden angewendet wurden, da sie als Völkerrechtsobjekte zweiten Ranges galten. Weitergehende Formen wie etwa ein direkter Missionskrieg, der Frieden nur Taufbereiten gewährte, blieben zunächst außer Betracht. Karl der Große zog zwar in Missionierungsabsicht gegen die Sachsen, jedoch war dies eine innere Angelegenheit des Fränkischen Reichs.

Endzeiterwartungen

Es gab allerdings sybillinisch geprägte Propheten, die eine direkte Zwangsmission durch den letzten Kaiser, den „Friedenskaiser“, in Aussicht stellten, der dann in Erscheinung treten sollte, wenn das Jüngste Gericht bevorstehen würde. In Phasen verdichteter Endzeiterwartungen gewannen diese Ansichten zeitweise wohl verstärkt an Einfluss. Gut belegbar ist dieses Faktum im ersten und zweiten Kreuzzug und bei Bernhard von Clairvaux, unter dessen Einfluss Papst Eugen III. 1147 in der Bulle „Divini dispensatione“ für den sogenannten Wendenkreuzzug erstmals bewaffnete Missionierung als mögliches Kreuzzugsziel sanktionierte. Er fand Nachfolger bis tief ins 13. Jahrhundert.

Grad der Christianisierung um das Jahr 1000

Die christliche Mission blieb, soweit sie für Europa bedeutsam war, etwa bis 500 auf Gebiete innerhalb der Grenzen des Römischen Reichs beschränkt. Neben der Gewinnung der Reichsbevölkerung für den neuen Glauben bestand die Hauptaufgabe darin, die ins Reich eindringenden Germanen (Westgoten, Burgunder, Langobarden, Friesen, Alemannen, Franken) zu missionieren, was in den abgelegenen Gegenden des Römischen Reichs nur sehr zögernd gelang. Mit der fränkischen Ostexpansion wurde die Christenmissionierung angegliederter Gebiete abgeschlossen, für die Ansätze zumeist schon vorher bestanden (Alemannen, Bayern, Friesen und Sachsen). Rückschläge und damit zum Teil regional beschränkte Missionierungsaufgaben verbanden sich mit den Landnahmebewegungen der Wikinger in Frankreich (Normandie) und England (Danelaw). Um 900 bildete die Elbe weitgehend die Grenze zu den Heiden, die allerdings teilweise überschritten wurde wie etwa in Böhmen. Darüber hinaus zeigten erste Missionare Präsenz in Dänemark und Schweden. Um das Jahr 1000 waren entscheidende Durchbrüche in Polen und Ungarn erreicht, ebenso in Dänemark, Norwegen und Island. In Schweden dauerte es dagegen bis ins 12. Jahrhundert hinein, das Christentum zu etablieren.

Äußere Christianisierung um 1300 abgeschlossen

Besonders wechselvoll war die Missionierung unter Elb- und Ostseeslaven, die von Aufständen (983 Slavenaufstand, 1066 Gottschalk) zurückgeworfen und vielfach erst im Zuge des Wendenkreuzzugs neu belebt wurde. Dieser stand in engem Zusammenhang mit christlich-deutscher Herrschaftsführung und Siedlungstätigkeit. Die baltischen und ostseefinnischen Stämme wurden zumeist im 13. Jahrhundert zur Taufe gezwungen, häufig in Verbindung mit Kreuzzügen des Deutschen Ordens. Um 1300 kann die äußere Christianisierung Europas im Wesentlichen als abgeschlossen gelten – mit Ausnahme Litauens und den versprengten Kleingruppen mosaischen Glaubens. Die innere Christianisierung, vor allem die Auseinandersetzung mit den sich teilweise hartnäckig haltenden einheimischen Altreligionen, erstreckte sich zum Teil bis über das Reformationszeitalter hinaus. Die Ausdehnung in außereuropäische Gebiete begann – abgesehen von den Kreuzzügen – im 13. Jahrhundert.

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