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Die letzten Kreuzzugsaufrufe ins Heilige Land

Der Fall Akkons löste im lateinischen Westen Entsetzen aus und führte dazu, dass der Kreuzzugsgeist wieder erstarkte. Die siegreichen Mamelucken hatten sofort damit begonnen, alle ehemals christlichen Hafenstädte zu zerstören, um eine Rückkehr der Kreuzfahrer auszuschließen. Diese versuchten, in Ruad und bei Tripolis Brückenköpfe zu errichten, um Truppen eine sichere Landung zu ermöglichen. Alle diesbezüglichen Bemühungen scheiterten jedoch. Die geistlichen und weltlichen Herrscher schlossen daraus, dass nur ein groß angelegter Kreuzzug langfristig erfolgreich sein könnte.

Festlegung der Ziele von zukünftigen Kreuzzügen

In einer Reihe von Kreuzzugstraktaten wurden Projekte beschrieben und genaue Taktiken und Strategien entworfen, die neben dem Wunsch nach einer christlichen Friedensordnung in Europa hauptsächlich zwei Ziele verfolgten. Diese lagen zum einen im Schutz des lateinischen Griechenlands vor türkischen Piraten, zum anderen in der Rückeroberung Jerusalems und der Vernichtung des Reichs der Mamelucken.

Überlegungen zur Durchsetzung der Ziele

Es entstand die Idee, alle Ritterorden zu vereinigen. Dazu sollten diese zunächst aufgelöst und ein neuer, allumfassender Orden gegründet werden, um die Ziele zu verwirklichen. Darüber hinaus war die Rede von weitreichenden politischen Allianzen zwischen den großen Machthabern im Westen, denn die Kreuzzüge des frühen 14. Jahrhunderts hatten lediglich teilweise zu Erfolgen geführt. So stärkten sie beispielsweise die Stellung des Ritterordens der Johanniter auf Rhodos.

Fehlende Einigung über gemeinsamen Kreuzzug

Verschiedene Herrscher bekundeten ihr Interesse zur Teilnahme an einem gemeinsamen Kreuzzug. So wurden etwa am Hofe Philipps IV., der 1313 das Kreuz nahm, weitgehende Planungen betrieben. Die Machtkämpfe unter den europäischen Herrschern, die sich gegenseitig mit wachsendem Misstrauen betrachteten, verhinderten jedoch eine Allianz zwischen ihnen. Die Könige zeigten sich in erster Linie bestrebt, die Vorherrschaft am Mittelmeer zu erlangen. Aus diesem Grunde konnte keine Einigung erzielt werden, unter wessen Führung ein gemeinsames Kreuzzugsunternehmen stehen sollte. Strittig war auch, wem der geplante neue Ritterorden unterstellt werden sollte. Hinzu kam die Demütigung des Papsttums durch den König von Frankreich. Die Verlegung der päpstlichen Residenz nach Avignon kennzeichnete nicht zuletzt die Abhängigkeit des Papstes vom französischen König. So blieben die zahlreich verfassten Memoranden letztendlich nur mit Absichtserklärungen beschriebenes Papier.

Erfolge mittels Diplomatie

Erfolge wurden lediglich mit den Mitteln der Diplomatie erzielt. So setzte sich das Königreich Aragon unter Nutzung seiner Handelsbeziehungen zu den Sultanen der Mamelucken immer wieder für die Interessen christlicher Gefangener und Pilger ein. Ebenso verfuhren die Könige von Sizilien aus dem Hause Anjou. Sie erhielten etwa 1330 seitens des mameluckischen Herrschers die Erlaubnis, eine Delegation Franziskanermönche nach Jerusalem zu entsenden. Diese richteten am Heiligen Grab eine Wacht ein. Die Mönche betreuten Pilger und schlugen adlige oder betuchte Ritter zu „Rittern des Heiligen Grabes“. Bis zum heutigen Tag vertreten die Franziskaner dort das lateinische Christentum.

Einnahme von Alexandria

Im weiteren Verlauf des 14. Jahrhunderts führten Christen und Muslime in der Levante Kriege gegeneinander. Des Weiteren bat der zyprische König Peter I. (1359 bis 1369) in ganz Europa um Unterstützung für sein Kreuzzugsprojekt, die er jedoch nicht erhielt. Ihm gelang am 9. Oktober 1365 überraschend die Einnahme Alexandrias. Die Stadt konnte aber nur wenige Tage gehalten werden, da die meisten Kreuzfahrer mit Beute beladen den Rückzug antraten, nachdem sie durch Boten erfahren hatten, dass sich ein großes muslimisches Heer im Anmarsch befand.

Bildung der ersten Kreuzzugsliga

Die erste Kreuzzugsliga, in der sich der Papst, Venedig, Frankreich, Byzanz und die Johanniter zusammenschlossen (1334), war eine Flottenallianz zur Bekämpfung der Seeräuber aus den türkischen Fürstentümern. Diese Allianz konnte den wichtigen Hafen Smyrna bis 1402 halten. Der wieder auflebende Kreuzzugsgedanke manifestierte sich außerdem in der Kreuznahme Humberts II. von Viennois, der 1345 nach Smyrna zog und dort bis 1347 kämpfte.

Bedrohung durch die Osmanen

Nach der Zerschlagung des Seldschukenreichs durch die Mongolen entstand das Osmanische Reich. Ab etwa 1370 versuchten die westlichen Herrscher, der osmanischen Bedrohung Europas mittels Kreuzzügen zu begegnen. Die Osmanen hatten im Verlauf des 14. Jahrhunderts die Herrschaft über Anatolien erlangt. Ihre anschließende Überquerung des Bosporus führte dazu, dass sich die lateinische Christenheit zum ersten Mal seit Jahrhunderten in ihren eigenen Kerngebieten durch den Islam bedroht sah. Weitere Allianzen in Form von Kreuzzugsligen bildeten sich unter anderem 1344 und 1359 zur Abwehr dieser Gefahr. Die Ligen setzen sich in der Regel aus lokalen Mächten zusammen, die in der Sichtweise des Mittelalters nicht zum lateinischen Westen zählten. So gehörten ihnen beispielsweise die Johanniter auf Rhodos und der Stadtstaat Venedig an. Der lateinische Westen stellte dagegen kaum Kontingente zur Verfügung.

Osmanischer Vormarsch

Ein sowohl von der lateinischen als auch von der griechischen Kirche sanktionierter Kreuzzug sollte den osmanischen Vormarsch aufhalten. Unter dem Befehl des ungarischen Königs und späteren Kaisers Sigismund (1387 bis 1437) kämpfte ein großes Ritterheer in der Schlacht von Nikopolis 1396 gegen osmanische Truppen unter der Führung von Sultan Bayazid I. (1389 bis 1402). Die Schlacht endete für das christliche Heer in einer Katastrophe, da es hohe Verluste erlitt und nahezu vollständig vernichtet wurde. Damit war der Weg auf die Balkanhalbinsel für das Heer des Sultans frei. Das osmanische Heer wurde allerdings am 20. Juli 1402 von den Mongolen unter Khan Tamerlan komplett aufgerieben. Kurzfristige andere Interessen der Mongolen und der Tod des Khans 1405 begünstigten vermutlich das Überleben des Osmanischen Reichs.

Byzantinische Hilfegesuche

Diese Niederlage stoppte den osmanischen Vormarsch nur für kurze Zeit. 1422 griffen die Osmanen Byzanz an, das diesen Angriff noch einmal abwehren konnte. Byzantinische Hilfeappelle gingen an den Westen; Byzanz erklärte sich sogar zu einer Wiedervereinigung mit der römischen Kirche bereit. Papst Eugen IV. rief am 1. Januar 1443 zu einem Kreuzzug auf. Dieser konnte zu Beginn einige Erfolge aufweisen, das Kreuzzugsheer wurde jedoch am 10. November 1444 in Bulgarien vor Varna komplett vernichtet.

Zahlreiche Kreuzzugserlasse und -kongresse

Am 29. Mai 1453 eroberten muslimische Truppen unter Sultan Mehmed II. (1444 bis 1446) Konstantinopel. Es folgte eine wahre Flut von Kreuzzugserlassen und -kongressen. Am 22. Juli 1456 brach ein größtenteils aus Ungarn bestehendes Kreuzzugsheer auf, das dem Vormarsch der Türken bei Belgrad Einhalt gebieten und diese zum Rückzug zwingen konnte. Papst Pius II. versuchte in vielen langen Verhandlungen, Teilnehmer für einen Kreuzzug zu gewinnen. Zusätzlich erklärte sich Pius II. als erster Papst bereit, in eigener Person die Kreuznahme zu vollziehen. Er verstarb am 15. August 1464 während der Musterung seiner Kriegsflotte in Ancona, sodass der Kreuzzug nie stattfand. 1472 griff noch einmal eine neu gegründete Kreuzzugsliga wenig erfolgreich die Städte Antalya und Smyrna an. Für die Zeit danach gilt, dass viel und heftig über Kreuzzüge debattiert wurde, es aber bei theoretischen Erwägungen blieb. Die politische Situation in Europa ließ zu jener Zeit keinen Raum zur Verwirklichung eines großen Kreuzzugsprojekts.

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