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Das Spätmittelalter

Das Spätmittelalter umfasst den Zeitraum der Geschichte Europas, der sich etwa in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts an das Hochmittelalter anschließt und zu Beginn des 16. Jahrhunderts in die Renaissance als Übergangszeit zur Neuzeit einmündet. Je nach Sichtweise der Forschung sind Beginn und Ende dieser Epoche unterschiedlich definiert. Der Beginn des Spätmittelalters wird oft mit dem Zusammenbruch des Stauferreichs nach dem Tode Friedrichs II. gleichgesetzt, wobei das damit einhergehende Interregnum ebenfalls eine Rolle spielt. Eine genaue zeitliche Bestimmung hinsichtlich des Übergangs zur Renaissance lässt sich nicht vornehmen.

Weichenstellung für die Entwicklung Europas

Ende des 12. Jahrhunderts wurden die Weichen für die zukünftige Entwicklung in Europa gestellt. In Westeuropa setzte sich das dynastische Erbprinzip endgültig durch. Eine Ausnahme bildete das Deutsche Reich. Der gescheiterte Erbreichsplan Heinrichs VI. (1196) und die doppelte Königswahl von 1198, bei der Philipp von Schwaben und der Welfe Otto IV. beide zum deutschen König gewählt wurden, ließen den Gedanken an eine Erbmonarchie hier nicht zu. Außerdem scheiterten die staufischen Könige beim Versuch, eine allgemeine Reichsverwaltung mithilfe der Reichsministerialität aufzubauen. In der Folge wählte ein besonderes Gremium (Kurfürsten) den König in einer freien Abstimmung, bei der das Geburtsrecht keine Berücksichtigung fand.

Das Interregnum

Das Interregnum begann mit dem Tod Friedrichs II. im Jahre 1250. In dieser Zeit politischer Instabilität lösten sich Könige und Gegenkönige gegenseitig ab. Das Kurfürstenkollegium formierte sich endgültig und stärkte seine Macht. Mit der Wahl des ersten Habsburgers auf den deutschen Thron endete das Interregnum.

Aufstieg des Hauses Habsburg

Rudolf I. von Habsburg wurde 1273 zum König gewählt. Die Habsburger galten zu jener Zeit als völlig unbedeutendes Geschlecht. Die wahlberechtigten Kurfürsten hofften wohl, mit ihm dem schwächsten aller möglichen Kandidaten zum Thron verholfen zu haben. Allerdings erwies sich dies als Fehleinschätzung, denn die Regentschaft Rudolfs I. leitete den Aufstieg des Hauses Habsburg ein, das sich zum mächtigsten Fürstenhaus im Deutschen Reich entwickeln sollte. In Konflikten, unter anderem mit dem böhmischen König Ottokar II., erwarb er die Steiermark, die Krain und weitere große Teile Österreichs für das Haus Habsburg.

Albrecht I.

Nach dem Tod Rudolfs I. im Jahre 1291 wurde nicht dessen Sohn Albrecht zum König gewählt, sondern der als schwach geltende Graf Adolf von Nassau. Dieser geriet allerdings in einen Konflikt mit den Kurfürsten, als er versuchte, seine Situation durch die Erweiterung seiner Besitztümer zu verbessern. So setzten die Kurfürsten Adolf von Nassau 1298 kurzerhand ab. Dies stellte insofern ein Novum dar, als es sich um die erste Königsabsetzung ohne vorherige Exkommunikation handelte. Albrecht wurde nun doch zum König gewählt. Aus der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Albrecht I. und Adolf von Nassau ging der neue König siegreich hervor. Er wurde jedoch wegen Erbstreitigkeiten innerhalb des Hauses Habsburg 1308 ermordet.

Heinrich VII.

Im Jahre 1308 wählten die Kurfürsten Heinrich VII. aus dem Hause der Luxemburger zum König. Heinrich zog 1310 nach Italien, um sein Vorhaben, das alte Kaisertum der Stauferzeit neu zu beleben, in die Tat umzusetzen. Tatsächlich wurde er im Jahre 1312 als erster deutscher König nach Friedrich II. zum deutschen Kaiser gekrönt. Er starb jedoch unerwartet im August 1313.

Erneute Machtübernahme durch das Haus Luxemburg

1314 wurden der Wittelsbacher Ludwig der Bayer und der Habsburger Friedrich der Schöne gleichzeitig zum König gewählt. In dem daraufhin entstandenen Konflikt setze sich der Wittelsbacher durch. Die politischen Aktivitäten Ludwigs erregten jedoch bald das Missfallen des römischen Papstes Johannes XXII. und seines Nachfolgers Clemens VI. Letzterer rief die Fürsten des Reichs zugunsten der Durchsetzung der Machtinteressen des Klerus auf, sich einen neuen König zu wählen. Diese Gelegenheit ergriff das Haus Luxemburg. Karl IV. ließ sich 1346 von vier Kurfürsten zum König wählen.

Karl der IV.

Karl der IV. erließ die Goldene Bulle. Er legte darin offiziell fest, welche Kurfürsten zur Wahl des Königs zugelassen waren. Außerdem regelte die Bulle die gegenseitigen Rechte des Königs und der Kurfürsten. Karl IV. war ein äußerst umtriebiger Politiker und baute die Hausmacht des Hauses Luxemburg erfolgreich aus. Die Kurfürsten setzten seinen ihm nachfolgenden Sohn im Jahre 1400 allerdings wegen Unfähigkeit ab und wählten Ruprecht von der Pfalz zum König.

König Sigismund und die Hussitenkriege

Auf den ebenfalls nicht sonderlich erfolgreichen Herrscher Ruprecht folgte König Sigismund. In die Zeit seiner Regentschaft fielen die Aktivitäten des frühen Reformators Johann Hus. Obwohl der König ihm freies Geleit zugesichert hatte, wurde Hus auf dem Konzil zu Konstanz wegen Ketzerei hingerichtet. Dies führte in Böhmen zu einer Protestbewegung der Hussiten, die den König für die Hinrichtung verantwortlich machten. So stürmten sie am 30. Juli 1419 das Rathaus in Prag, um dort inhaftierte Glaubensgenossen zu befreien. Dieses Ereignis markierte den Beginn der Hussitenkriege. Die kriegerischen Auseinandersetzungen verschärften sich noch, nachdem Papst Martin V. 1420 zum Kreuzzug gegen die Hussiten aufgerufen hatte. Die hussitischen Heere siegten in den Jahren 1420 bis 1424 jedoch mehrfach gegen die Truppen König Sigismunds. Die Einsicht, die Hussiten nicht besiegen zu können, führte dazu, dass der Konflikt 1436 mit diplomatischen Mitteln beigelegt wurde. Mit Sigismunds Tod im Jahre 1437 endete die Herrschaft der Luxemburger. Die Königskrone trugen nun wieder für lange Zeit Herrscher aus dem Geschlecht der Habsburger.

Deutsches Reich ohne starkes Königtum

Keinem der spätmittelalterlichen Herrscher gelang es, im Deutschen Reich eine zentrale Machtposition einzunehmen. Die tatsächliche Macht lag bei den lokalen geistlichen und weltlichen Herrschern. Im Norden des Reiches bildete die Wirtschaftsorganisation der Hanse den eigentlichen Machtfaktor. Insgesamt blieb das Deutsche Reich ein Flickenteppich mehr oder weniger großer Territorialherrschaften, die im Grunde kein starkes Königtum oder Kaisertum wollten.

Kirche und Papsttum

In der Kirche und im Papsttum kam es zu grundlegenden Veränderungen. Die Kirche geriet zunehmend unter französischen Einfluss. So verließ die gesamte Führung Rom und siedelte im Jahre 1309 nach Avignon über. Die Papstwahl von 1378 führte zum sogenannten Großen Schisma. Sowohl in Avignon als auch in Rom wurde ein neuer Papst gewählt.

Einschneidende Veränderungen im 13. Jahrhundert

Das 13. Jahrhundert lenkte das Leben der Menschen in Europa in neue Bahnen. Soziale und kulturelle, wirtschaftliche und kirchliche Entwicklungen veränderten ihren Alltag. Die Kaufleute weiteten ihren Handel aus und die Handwerker spezialisierten sich. Die steigende Zahl der Städte ging mit neuem Reichtum einher, sodass sich dort deutlich hervortretende Führungsschichten bildeten. Der Grundbesitz, in früheren Zeiten der Gradmesser des Reichtums, verlor gegenüber dem Bargeld und den aus Handel und Gewerbe erzielten Erlösen an Bedeutung. Frondienste und Naturalleistungen wurden vermehrt durch Zinszahlungen abgelöst.

Wachsende Nachfrage nach sozialen Einrichtungen

Auf der anderen Seite stieg die Zahl Kranker und Armer, die nicht mehr auf den Schoß der Familie als soziales Auffangbecken zurückgreifen konnten. Dies begründete eine wachsende Nachfrage nach sozialen Einrichtungen (Armenspeisungen, Hospitäler, Altersversorgung). In den Städten betraf die Armut nicht nur die einfache Stadtbevölkerung, sondern auch den niederen Adel und Klerus.

Ende der Wachstumsperiode

Im zweiten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts endete die wirtschaftliche und demografische Wachstumsperiode, die bereits im Hochmittelalter begonnen hatte. Eine Agarkrise, die durch katastrophale Missernten und Viehseuchen gekennzeichnet war, führte zur großen Hungersnot zwischen 1315 und 1317 und dezimierte die Bevölkerung erheblich.

Ausbruch der Pest

Die große Pestepidemie wütete von 1347 bis 1353 in Europa und kostete nach Schätzungen der Wissenschaft etwa 25 Millionen Menschen das Leben. Dies entspricht ungefähr einem Drittel der europäischen Bevölkerung jener Zeit. Die Auswirkungen der Pest veränderten das soziale Leben in den betroffenen Gebieten. Die weltliche und geistliche Herrschaft verlor an Autorität. Es kam zu Judenverfolgungen, da diese in den Verdacht gerieten, Giftmischer und Brunnenvergifter und somit Auslöser der Pandemie zu sein. Die Reduktion der Bevölkerung führte dazu, dass Arbeitskräfte seltener und dementsprechend stärker nachgefragt waren, sodass die Arbeitslöhne stiegen. Die Versuche der meist adligen Landbesitzer, die Löhne für Landarbeit gesetzlich festschreiben zu lassen, scheiterten jedoch. Die neue Situation bedeutete für die Landbevölkerung in weiten Teilen Europas praktisch das Ende der Leibeigenschaft.

Kreuzzüge als Motor von Kultur und Wirtschaft

Durch die Kreuzzüge ins Heilige Land ergab sich ein kultureller und wirtschaftlicher Austausch mit dem Orient. So erreichten neue Handelswaren wie beispielsweise Gewürze und Seide Europa. Der Fernhandel begründete den Reichtum der Händler und der Städte wie Venedig und Genua als Umschlagplätze am Mittelmeer. Mit dem Geldhandel entwickelte sich nun ein neuer Wirtschaftszweig. In Italien entstanden die Geldhäuser als Vorläufer der Banken, die Kredite vergaben und Geld in fremde Währungen tauschten.

Ende des Spätmittelalters

Das Spätmittelalter endet nach allgemeiner Auffassung der Geschichtsforschung mit dem beginnenden 16. Jahrhundert. Zur Untermauerung dieser These werden allerdings zum Teil völlig unterschiedliche Ansätze herangezogen. Die Entdeckung der Neuen Welt 1492 und der Beginn der Reformation 1517 gehören ebenso dazu wie das Entstehen des Humanismus. Außerdem wird die Eroberung von Byzanz/Konstantinopel durch die Türken 1453 als Ansatzpunkt für das Ende des Spätmittelalters angeführt, da Ostrom beziehungsweise das Byzantinische Reich nun im Osmanischen Reich aufging.

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